«Es gibt nichts, was gegen das Auto spricht»

Interview mit AGVS-Zentralpräsident

«Es gibt nichts, was gegen das Auto spricht»

12. Juni 2020 agvs-upsa.ch – AGVS-Zentralpräsident Urs Wernli blickt im Interview nicht nur auf ein erfolgreiches Auto-Jahr 2019 zurück, sondern spricht auch über die Verhandlungen mit dem Bund während des Lockdowns und seine Zuversicht für die Zukunft.

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Quelle: AGVS-Medien

sco./kro. Herr Wernli, eigentlich hätten Sie an der Delegiertenversammlung des AGVS für das vergangene Geschäftsjahr viel Positives zu vermelden gehabt: Mehr verkaufte Autos, mehr Mitglieder, eine positive Jahresrechnung, ein positives Budget. Hand aufs Herz: Wie ist Ihre Gemütslage heute? 
Urs Wernli, AGVS-Zentralpräsident: Positiv, zuversichtlich und etwas angespannt. Das letzte Jahr liegt weit zurück. Die sehr negativen Entwicklungen seit dem Lockdown überschatten das gute Ergebnis des Vorjahres. Nun hoffen wir alle gespannt auf die rasche wirtschaftliche Erholung.

Seit einem Monat sind die Ausstellungs- und Verkaufsflächen wieder geöffnet. Welche Rückmeldungen haben Sie aus dem Markt bezüglich des Verkaufs von Neuwagen und Occasionen?
In den Showrooms ist wieder Leben eingekehrt. Die Kunden sind interessiert an neuen Autos. Allerdings ist die Zuversicht der Konsumenten für Neuanschaffungen noch nicht ganz zurück. Die Hersteller sind auch noch nicht überall voll lieferfähig. Der Handel mit Occasionen ist belebter und zeigt klare Tendenz zur Aufholung. Der überwiegende Teil der Garagen ist optimistisch und tut alles dafür, um möglichst viele entgangene Geschäfte aufzuholen.

Der AGVS hat sich für eine raschere Lockerung ausgesprochen und war beim Bund entsprechend aktiv – mit kurzfristigem Erfolg bei den Waschanlagen, mit verzögertem Erfolg bei den Showrooms. Was waren Ihre Erfahrungen im Rahmen der Verhandlungen mit den Behörden? 
Insgesamt sind die Erfahrungen zufriedenstellend. Der Bundesrat hat rasch erkannt, dass die Garagen systemrelevant sind und Werkstätten offenbleiben müssen. Eine Nervenprobe war der Kampf, die Waschanlagen offen zu halten und den Restart früher zu ermöglichen. Der Lockdown des Verkaufs dauerte mindestens zwei Wochen zu lange. Die Taskforce im AGVS hat sehr effizient gearbeitet und zusammen mit dem Gewerbeverband und Auto-Schweiz die Wiedereröffnung der Showrooms am 8. Mai erwirkt.

Das Jahr 2019 war politisch ein unerfreuliches Jahr für das Gewerbe: Linksgrün gewann an den eidgenössischen Wahlen Stimmen dazu. Ist kurzfristig mit weiteren Einschränkungen der persönlichen Freiheit und der Wahl des Verkehrsmittels zu rechnen?
Das glaube ich nicht. Wie wichtig das Auto und das Nutzfahrzeug sind, hat gerade die Corona-Krise sehr deutlich gezeigt. Ohne den motorisierten Individualverkehr wären unsere Mobilität und das Transportwesen komplett zusammengebrochen. Leider setzen sich die über sechs Millionen Motorfahrzeugbesitzer in der Schweiz zu wenig für das Auto ein und wehren sich zu wenig gegen weitere Einschränkungen ihrer Mobilität. Daher engagieren wir uns zusammen mit unseren Partnern seit jeher und auch in Zukunft für einen noch nachhaltigeren motorisierten Individualverkehr. Objektiv betrachtet gibt es nichts, was gegen das Auto spricht. Die Autos sind immer umweltfreundlicher und unsere Garagisten verkaufen sehr gerne energieeffiziente Fahrzeuge.

Die Corona-Pandemie scheint – zumindest hierzulande – eingedämmt. Gehen Sie davon aus, dass sich die Lage in den AGVS-Mitgliederbetrieben bald wieder normalisieren wird? Oder steht uns das Gröbste noch bevor?
Seit einiger Zeit verstärkt sich mein Eindruck, dass wir mehr und mehr in den Alltagsrhythmus zurückfinden. Nun hängt sehr viel von der Disziplin der Menschen ab, die Schutzmassnahmen auch weiterhin konsequent umzusetzen. Unsere Mitgliederbetriebe halten die Schutzkonzepte sehr gut ein. Eigentlich sollten wir das Gröbste hinter uns und nicht vor uns haben.

Am 19. Januar 2021 ist der «Tag der Schweizer Garagisten» geplant. Wird dieser inzwischen grösste Branchenanlass planmässig stattfinden können oder gibt es auch hier Notfall-Szenarien, falls uns eine zweite Welle trifft?
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, das Programm steht, die ersten Zusagen von gewünschten Referenten liegen vor. Ich gehe davon aus, dass dieser inspirierende Event stattfinden kann. Ein eigentliches Notfallszenario brauchen wir nicht. Wir sind im stetigen Kontakt mit den Bundesstellen und wären in der Lage, sollte die Epidemie wieder zunehmen, sofort zu reagieren.
 
Die Delegierten haben ein AGVS-Budget 2020 abgesegnet, das noch vor Corona und dem Lockdown entstanden ist. Planen Sie bereits Einsparungen? Falls ja: wo?
Die Delegierten wurden auf diesen Umstand hingewiesen. Der Zentralvorstand hat die Geschäftsleitung beauftragt, alle Kosten- und Ertragspositionen kritisch auf die Auswirkungen der Corona-Krise hin zu durchleuchten. Es ist selbstverständlich, dass in dieser angespannten Situation Einsparungen vorgenommen werden müssen. Es wird viele Positionen betreffen. Personalseitig sind keine Massnahmen geplant.

Abschlussfrage: Welche Ziele haben Sie für die nächsten zwölf Monate als AGVS-Zentralpräsident gesetzt? 
Der Zentralvorstand legt die Jahresziele immer nach seiner Klausurtagung im Herbst fest. Die Ziele sind darauf ausgelegt, den AGVS zusammen mit seinen Mitgliedern erfolgreich in die Zukunft zu führen und gute Rahmenbedingungen für den Marktzugang zu ermöglichen. Als Beispiele denke ich dabei an den sorgfältigen Umgang mit den Finanzen, die Nachwuchsförderung, die Sicherstellung der Grund- und Weiterbildung, die Förderung der individuellen Mobilität, der Kommunikation gegenüber den Mitgliedern und Partnern sowie dem zweckmässigen Ausbau der Dienstleistungen zugunsten der Mitglieder.
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