Vorsichtiger Optimismus trotz sinkender Margen

Konjunkturausblick 2025

Vorsichtiger Optimismus trotz sinkender Margen

8. Januar 2025 agvs-upsa.ch – Im letzten AUTOINSIDE wurde der mit Spannung erwartete Konjunkturausblick für das Schweizer Autogewerbe von BAK Economics präsentiert. Nachdem dort die Entwicklung der Neuwagen- und Occasionsmärkte sowie des Werkstattgeschäfts beleuchtet wurden, widmen sich die AGVS-Medien nun der Preis- und Wirtschaftsentwicklung sowie der Konsumentenstimmung. Ilir Pinto


Die Neuwagenpreise sollen laut Prognose im Jahr 2025 um 0,6 Prozent und die Occasionspreise sogar um 2,7 Prozent sinken. Foto: Shutterstock 


Die Preise für Neuwagen und Occasionen werden auch 2025 unter Druck bleiben: Zu diesem Schluss kommen die Expertinnen und Experten von BAK Economics, dem un­abhängigen Wirtschaftsforschungs- und Be­ratungsinstitut in Basel, das im Auftrag des AGVS regelmässig den Konjunkturausblick für das Schweizer Autogewerbe erstellt. «Al­lerdings dürften die starken Preisrückgänge im nächsten Jahr nachlassen und sich lang­sam wieder an einen langfristigeren Entwick­lungspfad anpassen», heisst es zu den Neu­wagenpreisen im Bericht.

Diese Entwicklung ergibt sich laut den Fach­leuten aus einem Zusammenspiel mehre­rer Faktoren: einer Rückkehr zu normaleren Marktbedingungen nach den Lieferengpässen der Jahre 2021 bis 2023, einem zunehmenden Wettbewerbsdruck und den anhaltenden Be­mühungen der Händlerinnen und Händler, durch Rabatte und Preissenkungen die Kauf­laune zu heben. Nach den Prognosen von BAK Economics werden die Neuwagenpreise 2025 im Jahresdurchschnitt um 0,6 Prozent und die Occasionspreise sogar um 2,7 Prozent sinken.

Durch den angekündigten Markteintritt chi­nesischer Automobilhersteller könnte ein wei­terer Faktor ins Spiel kommen: Mit preislich attraktiven Angeboten könnten diese Her­steller den Druck auf die etablierten Marken weiter erhöhen, insbesondere im Segment der Elektrofahrzeuge. Die damit verbundenen Preiskämpfe könnten die Margen der Garagen zusätzlich belasten. In der EU wurden am 1. November 2024 hohe Strafzölle auf in China produzierte Elektroautos eingeführt. Während dies den freien Handel innerhalb der EU be­einträchtigt, bleibt der Schweizer Markt von diesen Handelsbarrieren weitgehend unbe­rührt (siehe dazu das AUTOINSIDE 11/24); aufgrund des Freihandelsabkommens zwi­schen der Schweiz und China können chine­sische Fahrzeuge weiterhin strafzollfrei im­portiert werden.



Niedrige Margen belasten Garagen
Die sinkenden Fahrzeugpreise haben direkte Auswirkungen auf die Rentabilität der Gara­gen. Besonders betroffen ist der Neuwagen­handel, doch auch der Occasionsmarkt steht vor Herausforderungen: Die Preise sinken hier schneller als bei Neuwagen; insbesondere bei Elektrofahrzeugen, die aufgrund technologi­scher Fortschritte und niedriger Restwerte oft zu erheblichen Abschlägen gehandelt werden.

Der Bericht von BAK Economics gibt hinsicht­lich der wirtschaftlichen Rahmenbedingun­gen für das kommende Jahr Anlass zu vorsich­tigem Optimismus: Mit einem prognostizier­ten Anstieg des real verfügbaren Einkommens um 1,6 Prozent und einer niedrigen Inflations­rate von 0,6 Prozent könnten Konsumentin­nen und Konsumenten grundsätzlich in eine bessere Stimmung versetzt werden. Mit den global zurückgehenden Inflationsraten ist der Grundstein für eine konjunkturelle Wieder­belebung zwar gelegt. Allerdings dürfte diese unspektakulär ausfallen. Hinzu kommen grosse geopolitische Risiken. Für die Schweiz erwartet BAK Economics im Jahr 2025 ein rea­les BIP-Wachstum von 1,5 Prozent.

Die Konsumentenstimmung bleibt gedämpft: Die Indizes der Neigung zu grösseren An­schaffungen sowie der erwarteten finanziel­len Lage liegen weiterhin unter den langfris­tigen Mittelwerten. Viele Haushalte bleiben vorsichtig, verschieben grössere Investitio­nen und warten auf weitere Preissenkungen. Besonders bei Elektrofahrzeugen scheinen Zweifel hinsichtlich ihrer Restwerte den Kauf zu bremsen. Die Nachfrage nach Hybridfahr­zeugen zeigt dagegen eine leichte Aufwärts­bewegung, da diese Modelle als pragmatische Alternative wahrgenommen werden.



Der Werkstattbereich als Stabilitätsanker
Während der Fahrzeughandel mit sinkenden Margen und Preisen zu kämpfen hat, bietet das Werkstattgeschäft einen Lichtblick (siehe AUTOINSIDE 12/24). Die zunehmende Alte­rung des Fahrzeugbestands sorgt für eine sta­bile Nachfrage nach Wartung und Reparatu­ren. BAK Economics prognostiziert für 2025 ein Umsatzwachstum von 1,4 Prozent im Werkstattbereich. Für Garagen bieten sich hier Chancen, ihre Rentabilität zu sichern. Durch gezielte Investitionen in den Aftersales-Be­reich und eine Ausweitung der angebotenen Dienstleistungen könnten sie von der wach­senden Nachfrage nach Serviceleistungen pro­fitieren. Die Bedeutung des Werkstattbereichs als zuverlässige Einnahmequelle wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Die Preisentwicklungen im Jahr 2025 werfen einen Schatten auf die Margen der Garagen, bieten aber auch Potenzial für eine Belebung des Marktes. Durch eine flexible Ausrichtung können Garagen die aktuellen Herausforde­rungen bewältigen und ihre Position im Markt stärken. Langfristig wird der Erfolg massgeb­lich davon abhängen, wie gut es den Betrieben gelingt, auf die wirtschaftlichen und techno­logischen Veränderungen zu reagieren.
 
Konjunkturausblick
Den kompletten und detaillierten Konjunkturausblick 2025 für das Schweizer Autogewerbe von BAK Economics finden Sie unter
diesem hier.
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